Übersetzungskonflikte
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Palliativstationen als Orte multiprofessioneller Übersetzung

Orte multiprofessioneller Übersetzung

Palliativstationen mit ihrem Anspruch, dem Sterbenden als ganzen Menschen gerecht zu werden, inszenieren sich nicht nur in ihrer personalen Zusammensetzung als interdisziplinär. Die dort tätigen Professionellen wie Ärzte, Pfleger, Seelsorger und Sozialarbeiter stoßen in ihrer alltäglichen Arbeit auf Perspektiven, die sich mit der eigenen nicht ohne weiteres harmonisieren lassen, auf die sie aber in der Erfüllung ihrer Aufgaben gegenüber Patienten und Angehörigen unumgänglich verwiesen sind.

Im Zentrum dieses Teilprojekts steht die alltägliche Aushandlung und organisatorische Bearbeitung von stationären Entscheidungsproblemen. Das normative Modell eines argumentativ herbeigeführten Konsenses (Habermas) soll dabei ausdrücklich nicht zum Anspruch erho-ben werden. Vielmehr stehen niedrigschwellige Formen der Verständigung, praktische Lösungen, welche sich alltäglich „auf Station“ bewähren, im Fokus des Interesses. Die theoretische Herangehensweise orientiert sich an Armin Nassehis Konzept einer Gesellschaft der Gegenwarten, das auf einer radikal operativ gewendeten Lesart von Luhmanns Systemtheorie aufbaut.

Zur Analyse werden als empirisches Material Inter-views, Dokumente und ggf. teilnehmende Beobachtungen herangezogen. Zu beobachten wäre auf dieser Grundlage, wie sich eine solche multiprofessionelle Praxis in ihren or-ganisatorischen Strukturen auf konfligierende Perspektiven einstellt, und welche Verständigungsformen sich im täglichen Umgang von Arbeitskollegen etablieren, um Perspektivendifferenzen in eine funktionierende Entscheidungspraxis zu übersetzen.

Dipl.-Soz. Katharina Mayr