Übersetzungskonflikte
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Medien der Übersetzung

Technologien der Unvereinbarkeit

Es gehört zur Grundintuition der öffentlichen Debatte über Übersetzungskonflikte, diese mit einem Plädoyer für vernünftige Kommunikation versöhnen zu wollen. Dahinter steht die Annahme, dass mehr und vor allem bessere Kommunikation doch auch zu besseren Entscheidungen führen müsse. Übersetzungen zwischen den unterschiedlichen Logiken und Perspektiven der modernen Gesellschaft werden dabei oft als Zeichen fehlerhafter Kommunikation interpretiert (vgl. Nassehi 2015). Das Teilprojekt hebt nun einerseits darauf ab, dass diese Übersetzungen gerade nicht als Mangel der Kommunikation zu lesen sind. Und dass sich deren Unterschiedlichkeit andererseits auch nicht kurieren lässt. Dabei fragt es nach der Medialität von Übersetzungskonflikten. Erst bestimmte Medien erzeugen als "Technologien der Übereinkunft" (Werber 2009) bestimmte Plausibilitäten dafür mit, wie unterschiedliche Perspektiven überhaupt miteinander in Bezug - und damit auch: in Konflikt geraten können. Dieser weite Medienbegriff, der sich aus system-, medien- und akteur-netzwerk-theoretischen Theorieangeboten speist, versucht dann empirische Übersetzungspraktiken sichtbar zu machen. Gerade in Organisationen ist es unvermeidbar, dass funktionale Perspektiven in ihrer ganzen Unterschiedlichkeit aufeinanderprallen. Vielmehr besteht die Leistung von Organisation darin, diese Konflikte eben organisieren zu können. Dieses Teilprojekt interessiert sich deshalb für mediale Übersetzungspraktiken im organisationalen Kontext der Organspende: Wie können diese als niederschwellige funktionale Äquivalente zu Formen diskursiver Verständigung funktionieren?

Dipl.-Soz. Niklas Barth

Literatur

Nassehi, Armin (2015): Übersetzungskonflikte. Die Geburt der Wahrheit aus dem Geist der Perspektivendifferenz, in: ders.: Die letzte Stunde der Wahrheit. Hamburg: Murmann, S. 256-294.

Werber, Niels (2009): Runde Tische & eckige Tische. Technologien zur Herstellung von Übereinkunft, in: Blumenrath et al. (Hg.): Techniken der Übereinkunft. Zur Medialität des Politischen. Berlin: Kadmos, S. 113-133.