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Zwischen In- und Exklusion: zur Situation minderjähriger Flüchtlinge

Vortrag von Alma Demszky auf dem 38. Kongress der DGS

27.09.2016

Sektion Soziologie der Kindheit: „In erster Linie Kinder”? - Geflüchtete Minderjährige in Deutschland zwischen Integration und Ausgrenzung

Migranten - und ganz besonders eingewanderte Kinder - sehen sich in einer Welt, in der sie ständig übersetzen müssen: Sie müssen zunächst eine völlig fremde Welt in ihre eigenen Begriffe übersetzen, gleichzeitig müssen sie ihre Situation und ihre Herkunft für die fremde Außenwelt übersetzen und sehr bald werden sie Übersetzer für ihre Eltern. Ältere Kinder und Jugendliche müssen früh Erwachsenenrollen übernehmen und werden oft zu „erwachsenen Kindern”.

Der Vortrag berichtet über Ergebnisse einer laufenden Forschungsarbeit, die Lebensverhältnisse von geflüchteten Kindern in Deutschland und Ungarn vergleicht. Datenbasis sind neben Dokumentenanalyse in erster Linie Interviews, die in Ungarn und in Bayern geführt wurden. Interviewpartner waren geflüchtete Jugendliche und ihre Familien, Mitarbeiter in Behörden, ehrenamtliche Helfer und Lehrer. Als gut vergleichbare Fallbeispiele wurden neben den Interviews zwei Mittelschulen intensiver untersucht: Eine Mittelschule in Bayern und eine in Budapest. Beide Schulen haben besondere Klassen für geflüchtete Kinder und Jugendliche eingerichtet. Ähnlichkeiten und Unterschiede im Alltag dieser Schulen geben Hinweise auf Unterschiede in den strukturellen Bedingungen.

Die Ergebnisse zeigen die zahlreichen Mechanismen, durch die Flüchtlingskinder in das bestehende Erziehungs- und Bildungssystem gleichzeitig integriert und von diesem exkludiert werden. Das bestehende System kann, etwa im Fall von nicht mehr schulpflichtigen Jugendlichen, keine flexiblen Antworten auf die nicht-deutschen Lebenslagen von Flüchtlingskindern geben.