Übersetzungskonflikte
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Seminar "Theorien der Übersetzung"

Lehrveranstaltung zum DFG-Forschungsprojekt

01.04.2016

Wir leben in einer Gesellschaft, in der Multiperspektivität eine basale Erfahrung ist (Nassehi 2015). Diese Komplexität von Lebensumständen und Strukturen begleitet uns in unserem tagtäglichen Leben. Je nach Kontext sind wir daran gewöhnt, dass jeweils andere Funktionsweisen, andere Plausibilitäten und andere Logiken am Werk sind. Die Funktionssysteme Politik, Wissenschaft, Wirtschaft oder Religion gehorchen beispielsweise unterschiedlichen Logiken, die zwar aufeinander Bezug nehmen müssen, ohne jedoch miteinander versöhnt werden zu können. Unsere Welt ist nicht mehr im Singular, sondern nur in Plural denkbar: Wir leben gleichzeitig in vielen disparaten Welten.

Diese Komplexität wird dabei oft als Unübersichtlichkeit und Widersprüchlichkeit erfahren. Es ist schwer nachzuvollziehen, warum Politik nicht auf den guten Rat wissenschaftlicher Experten hört oder warum sich keine ökologisch und sozial vertretbare Weltwirtschaft einrichten lässt. Dabei ist es vor allem in institutionellen Settings wie Organisationen unvermeidbar, dass diese Perspektiven in ihrer ganzen Unterschiedlichkeit aufeinanderprallen.

Gerade Theorien der Übersetzung suchen nun nach Möglichkeiten der Übertragung von einem Kontext in andere (Wolf, Fukari 2007). Dabei geht es um weit mehr, als lediglich um sprachliche oder gar kulturelle Übersetzungen. Es handelt sich vielmehr um eine Suche nach Strategien der Differenzbearbeitung: Wie können die Parallelität der Kontexte und Mehrfachkodierungen praktisch bearbeitet werden? Wie ist ein gesellschaftliches Funktionieren unter solchen Umständen der Multiperspektivität möglich?

Vor diesem Hintergrund möchte das Seminar "Theorien der Übersetzung" nicht nur in verschiedene theoretische Konzepte der Übersetzung bzw. Übertragung einführen, sondern diese auch auf das aktuelle DFG-Forschungsprojekt „Übersetzungskonflikte“ beziehen. Theoretisches Studium und praktische Forschung sollen im Seminar so parallel vermittelt werden.

Literatur:

  • Nassehi, Armin (2015): Die letzte Stunde der Wahrheit. Warum rechts und links keine Alternativen mehr sind und Gesellschaft ganz anders beschrieben werden muss. Hamburg: Murmann.
  • Wolf, Michaela; Fukari, Alexandra (Hrsg.) (2007): Constructing a Sociology of Translation. Amsterdam/Philadelphia: John Benjamins.