Übersetzungskonflikte
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Qualitatives Forschungspraktikum "Übersetzungskonflikte"

Lehrveranstaltung zum DFG-Forschungsprojekt

17.10.2016

Wir leben in einer Gesellschaft, in der Multiperspektivität eine basale Erfahrung ist (Nassehi 2015). Diese Komplexität von Lebensumständen und Strukturen begleitet uns in unserem tagtäglichen Leben. Je nach Kontext sind wir daran gewöhnt, dass jeweils andere Funktionsweisen, andere Plausibilitäten und andere Logiken am Werk sind. Die Funktionssysteme Politik, Wissenschaft, Wirtschaft oder Religion gehorchen beispielsweise unterschiedlichen Logiken, die zwar aufeinander Bezug nehmen müssen, ohne jedoch miteinander versöhnt werden zu können. Unsere Welt ist nicht mehr im Singular, sondern nur im Plural denkbar.

Diese Komplexität wird dabei oft als Unübersichtlichkeit und Widersprüchlichkeit erfahren. Es ist schwer nachzuvollziehen, warum Politik nicht auf den guten Rat wissenschaftlicher Experten hört oder warum sich keine ökologisch und sozial vertretbare Weltwirtschaft einrichten lässt. Dabei ist es vor allem in institutionellen Settings wie Organisationen unvermeidbar, dass diese Perspektiven in ihrer ganzen Unterschiedlichkeit aufeinanderprallen.

Das Forschungspraktikum wird diese Übersetzungskonflikte anhand von 2 Fallstudien zu gesellschaftspolitisch brisanten Themen untersuchen: Der Problematik der Integration von Flüchtlingen, sowie der organisatorischen Allokation von Spenderorganen. An beiden Themen lässt sich studieren, wie um praktische Lösungen gerungen wird, ohne allen Problemgesichtspunkten gleichermaßen gerecht werden zu können.

Ziel des Forschungspraktikums ist es, die Studierenden in die Lage zu versetzen, gesellschaftstheoretische Fragestellungen selbst in empirische Forschung zu übersetzen.
Dazu sollen grundlegende sozialwissenschaftliche Verfahren zur Datenerhebung und deren Analyse mithilfe einer systemtheoretisch informierten Hermeneutik im Rahmen eines aktuellen Forschungsprojekts des Lehrstuhls Nassehi eingeübt werden (Interviewführung, Dokumentenanalyse, teilnehmende Beobachtung).

Literatur:

  • Nassehi, Armin (2015): Die letzte Stunde der Wahrheit. Warum rechts und links keine Alternativen mehr sind und Gesellschaft ganz anders beschrieben werden muss. Hamburg: Murmann.